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Welche Auswirkung hat wahrgenommene HIV-Stigmatisierung durch die Gemeinschaft?

January 24, 2023

Fragestellungen zu – wahrgenommener HIV-Stigmatisierung durch die Gemeinschaft und ihren Auswirkungen auf individueller Ebene – sind bis dato nur selten in einem wissenschaftlichen Kontext gestellt worden.1

Um Antworten auf die Fragestellung – HIV-Stigmatisierung durch die Gemeinschaft – zu finden, wurden 74 Frauen und 129 Männer (73 Weiße, 130 Schwarze) mit einem Durchschnittsalter von 44,8 Jahren (SD = 11,1) befragt und diese Ergebnisse analysiert. Die Teilnehmer:innen nahmen außerhalb ihrer regulären Klinikaufenthalte an studienrelevanten Fragebögen teil.1

Im Health Stigma Framework (HSF) nach Earnshaw et al sind die mechanistischen Zusammenhänge zwischen diversen Stigmatisierungsmustern und deren gesundheitlichen Folgen bildlich zusammengefasst (siehe Abbildung 1).2,3 Basierend auf den ermittelten Daten wurde der Teil – gesellschaftliche Stigmatisierung (perceived stigma in the community) – in die Darstellung inkludiert.1



Abbildung 1 Illustration des HSF basierend auf Earnshaw et al. mit Berücksichtigung des gesellschaftlichen Stigmas und dessen gesundheitlichen Folgen (adaptiert nach Turan, B. et al. 2017).

Im adaptierten Modell werden direkte Verbindungen zwischen der wahrgenommenen
Stigmatisierung in der Gemeinschaft und dem erfahrenen sowie verinnerlichten Stigma hergestellt (siehe Abbildung 1). Ein indirekter Zusammenhang besteht zur antizipierten Stigmatisierung durch Familie oder durch Personen aus Gesundheitsberufen. Diese Einzelbereiche von HIV-bedingter Stigmatisierung und deren Zusammenspiel verstärken Gesundheitsrisiken auf unterschiedlichen Ebenen (siehe Abbildung 1).1

Es besteht ein serielles Mediationsmodell – wahrgenommene Stigmatisierung durch die
Gemeinschaft mit dem antizipierten Stigma dienen zusammen als eine Art Mediator für affektive, kognitive und psychische Gesundheitsergebnisse sowie das Gesundheitsverhalten (z. B. die Einhaltung der Medikation).1

Die verinnerlichte Stigmatisierung (internalized stigma) wirkt sich auf das Selbstwertgefühl von PLWH aus und beeinträchtigt zusammen mit antizipierter Stigmatisierung (u.a. Gesellschaft, Freunde, Familie sowie Mitarbeiter:innen des Gesundheitswesens), das ART-Management hinsichtlich:1

  • Therapietreue
  • Soziale Unterstützung
  • Vertrauen in Ärzt:innen
Abkürzungen

ART: Antiretrovirale Therapie, HSF: Health Stigma Framework.

Referenz
  1. Turan, B. et al. How Does Stigma Affect People Living with HIV? The Mediating Roles of Internalized and Anticipated HIV Stigma in the Effects of Perceived Community Stigma on Health and Psychosocial Outcomes. AIDS Behav 21, 283–291 (2017)
  2. Earnshaw, V. A. & Chaudoir, S. R. From conceptualizing to measuring HIV stigma: a review of HIV stigma mechanism measures. AIDS Behav 13, 1160–1177 (2009)
  3. Earnshaw, V. A. et al. HIV stigma mechanisms and well-being among PLWH: a test of the HIV stigma framework. AIDS Behav 17, 1785–1795 (2013).

Kopien der Studienpublikationen können bei Bedarf unter dpoc.switzerland@msd.com angefordert werden.

Konsultieren Sie bitte vor einer Verschreibung die vollständige Fachinformation publiziert auf www.swissmedicinfo.ch.