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Schweizerische Studie: Welche Risikofaktoren für ART-Resistenzen wurden in SHCS-Daten identifiziert?

September 22, 2022

Eine Möglichkeit, die Entwicklung von ART-Resistenzen zu verringern, ist der Einsatz der antiretroviralen Kombinationsbehandlung (cART). Im Gegensatz zur Anwendung von cART, stellt der sozio-ökonomische Status einen zentralen Risikofaktor dar und führt unter anderem zu (1) erhöhter Vulnerabilität, (2) eingeschränktem Zugang zu Monitoring-Programmen der HIV-Viruslast sowie (3) geringerer Adhärenz/Therapietreue. Vor allem letzteres nimmt erheblichen Einfluss auf die Ausbildung von Resistenzen bei ART-naiven als auch ART-erfahrenen Patient:innen.1


Studien Design
In dieser retrospektiven Case-Control Studie wurden Sequenzierungsergebnisse von über 12.000 genotypischen Resistenztests (GRTs) evaluiert. Die verwendeten Daten stammen aus der Schweizer HIV-Kohortenstudie (SHCS). In diesem Datenset wurden 115 Patient:innen mit einer Arzneimittel-Resistenz-Mutation identifiziert und in die statistische Auswertung aufgenommen.1


Primärer Endpunkt
Ziele der Studie war die Charakterisierung von (1) Risikofaktoren sowie (2) soziodemografischen Merkmalen, die mit einer Entwicklung von Arzneimittel-Resistenz korrelieren.1


Inclusion Criteria/Einschlusskriterien
Per Definition der International Antiviral Society-USA versteht man unter einer Arzneimittel-Resistenz das Auftreten von mindestens einer „major“ Mutation.2 In die Datenanalyse wurden ausschließlich Patient:innen aufgenommen, die nach 1996 eine cART (≥ 3 ARTs aus min. 2 unterschiedlichen Klassen) erhielten.1


Ergebnisse
Auf Grundlage der Studiendaten wurden Risikogruppen definiert, welche ein statistisch signifikant erhöhtes Risiko für eine ART-Resistenz haben (siehe Abbildung 1).1

Eine präventive Wirkung – eine Art Schutzfaktor – ist mit einem stabilen Einkommen verbunden (OR: 0,27; 95 % KI: 0,14 – 0,52; p < 0,001). Im Gegensatz dazu verdreifacht ein niedriger Bildungsstatus (OR: 3,3; 95 % KI: 1,4 – 7,7; p = 0,006) das Risiko für ART-Resistenzen.1

Durch den Einsatz von cART hat sich das Risiko für die Entwicklung von ART-Resistenzen verringert. Die ermittelten Risikofaktoren werden helfen, künftige Präventionsstrategien zu entwickeln und zur Verbesserung des ART-Management der vulnerablen Gruppen beitragen.1

Abkürzungen

(c)ART: (kombinierte) Antiretrovirale Therapie, KI: Konfidenz Intervall; OR: Odds Ratio; SHCS: Schweizer HIV-Kohortenstudie

Referenz
  1. Abela, I. A. et al. Emergence of Drug Resistance in the Swiss HIV Cohort Study Under Potent Antiretroviral Therapy Is Observed in Socially Disadvantaged Patients. Clin Infect Dis 70, 297–303 (2020).
  2. Wensing, A. M. et al. 2017 Update of the Drug Resistance Mutations in HIV-1. Top Antivir Med 24, 132–133 (2016).

Eine Kopie der Studienpublikation kann unter dpoc.switzerland@msd.com angefordert werden.

Konsultieren Sie bitte vor einer Verschreibung die vollständige Fachinformation publiziert auf www.swissmedicinfo.ch.