Schweizerische Studie: Welche Risikofaktoren für ART-Resistenzen wurden in SHCS-Daten identifiziert?

Eine Möglichkeit, die Entwicklung von ART-Resistenzen zu verringern, ist der Einsatz der antiretroviralen Kombinationsbehandlung (cART). Im Gegensatz zur Anwendung von cART, stellt der sozio-ökonomische Status einen zentralen Risikofaktor dar und führt unter anderem zu (1) erhöhter Vulnerabilität, (2) eingeschränktem Zugang zu Monitoring-Programmen der HIV-Viruslast sowie (3) geringerer Adhärenz/Therapietreue. Vor allem letzteres nimmt erheblichen Einfluss auf die Ausbildung von Resistenzen bei ART-naiven als auch ART-erfahrenen Patient:innen.1
Studien Design
In dieser retrospektiven Case-Control Studie wurden Sequenzierungsergebnisse von über 12.000 genotypischen Resistenztests (GRTs) evaluiert. Die verwendeten Daten stammen aus der Schweizer HIV-Kohortenstudie (SHCS). In diesem Datenset wurden 115 Patient:innen mit einer Arzneimittel-Resistenz-Mutation identifiziert und in die statistische Auswertung aufgenommen.1
Primärer Endpunkt
Ziele der Studie war die Charakterisierung von (1) Risikofaktoren sowie (2) soziodemografischen Merkmalen, die mit einer Entwicklung von Arzneimittel-Resistenz korrelieren.1
Inclusion Criteria/Einschlusskriterien
Per Definition der International Antiviral Society-USA versteht man unter einer Arzneimittel-Resistenz das Auftreten von mindestens einer „major“ Mutation.2 In die Datenanalyse wurden ausschließlich Patient:innen aufgenommen, die nach 1996 eine cART (≥ 3 ARTs aus min. 2 unterschiedlichen Klassen) erhielten.1
Ergebnisse
Auf Grundlage der Studiendaten wurden Risikogruppen definiert, welche ein statistisch signifikant erhöhtes Risiko für eine ART-Resistenz haben (siehe Abbildung 1).1
Eine präventive Wirkung – eine Art Schutzfaktor – ist mit einem stabilen Einkommen verbunden (OR: 0,27; 95 % KI: 0,14 – 0,52; p < 0,001). Im Gegensatz dazu verdreifacht ein niedriger Bildungsstatus (OR: 3,3; 95 % KI: 1,4 – 7,7; p = 0,006) das Risiko für ART-Resistenzen.1
Durch den Einsatz von cART hat sich das Risiko für die Entwicklung von ART-Resistenzen verringert. Die ermittelten Risikofaktoren werden helfen, künftige Präventionsstrategien zu entwickeln und zur Verbesserung des ART-Management der vulnerablen Gruppen beitragen.1
Abkürzungen
(c)ART: (kombinierte) Antiretrovirale Therapie, KI: Konfidenz Intervall; OR: Odds Ratio; SHCS: Schweizer HIV-Kohortenstudie
Referenz
- Abela, I. A. et al. Emergence of Drug Resistance in the Swiss HIV Cohort Study Under Potent Antiretroviral Therapy Is Observed in Socially Disadvantaged Patients. Clin Infect Dis 70, 297–303 (2020).
- Wensing, A. M. et al. 2017 Update of the Drug Resistance Mutations in HIV-1. Top Antivir Med 24, 132–133 (2016).
Eine Kopie der Studienpublikation kann unter dpoc.switzerland@msd.com angefordert werden.
Konsultieren Sie bitte vor einer Verschreibung die vollständige Fachinformation publiziert auf www.swissmedicinfo.ch.